Home  |  SchildbürgerstreicheBriefwechsel  mit Weik  | Umgehungsstraße

Überquerungshilfe für Radfahrer

Radfahrerparadies Wermelskirchen

Nebenstehende Beschilderung findet sich irgendwo am Niederrhein und  weist eine sehr schmale, durch Felder und Wiesen führende Straße vorrangig als Radweg aus, der aber auch von den Anliegern mit dem Kfz befahren werden darf.

Vor einigen Jahren wurde einmal in Wermelskirchen das Schild "Fahrradstraße" an der Kattwinkelstraße aufgestellt, und zwar mit der originellen Zusatzbeschilderung: "Kfz frei".

Nachdem das wiehernde Gelächter über diesen Treppenwitz bis zum Rathaus vorgedrungen war, wurde die Beschilderung  schamhaft und klammheimlich wieder entfernt.

Seitdem sucht man unermüdlich nach immer neuen Wegen, den Traum vom Radfahrerparadies Wermelskirchen zu verwirklichen.

So finden wir neuerdings allenthalben frisch gemalte Schutzstreifen für Radfahrer...

...wobei man sorgfältig darauf achtete, dass die Radler  nicht nur vor dem Autoverkehr auf der Straße, sondern auch vor dem  Fußgängerverkehr auf dem Bürgersteig geschützt sind.
Damit sie freilich nicht allzu sorglos werden, wird ihnen stellenweise die Eigenverantwortlichkeit  für Leib und Leben zurück übertragen.

 

Ein ganz besonderer Komfort wird dem Radfahrer am Schwanen geboten. Hier kann er auf einem Schutzstreifen entlang der abknickenden Vorfahrtsstraße ungestört seine Runden um den Häuserblock drehen.

Verlassen kann er dieses "Bikodrom" allerdings nur ungeschützt.

Auf diese Weise wird durch Training seiner Aufmerksamkeit einer intellektuellen Verweichlichung des Radfahrers vorgebeugt.

Um gleichermaßen einer körperlichen Verweichlichung des Radfahrers vorzubeugen, verzichtete man bewusst darauf, die neue Umgehungsstraße mit einem begleitenden  steigungsarmen Radweg zu versehen.

Einen solchen errichtete man lieber stadtauswärts Richtung Remscheid, wo es kräftig bergab geht.

Bis zum Anfang des Radweges muss freilich geschoben werden , weil nur ein Fußgängerweg dorthin führt.
Ca. 500  m weiter endet der Radweg mit einer (ausschließlich  für Radfahrer gedachten!) Überquerungshilfe, nach deren Nutzung die Weiterfahrt Richtung Preyersmühle schutzlos (!) entlang der Leitplanke erfolgt.

Angesichts der waldigen Umgebung drängte sich mir einmal die Frage auf, ob diese Überquerungshilfe für Rehe und Kaninchen gedacht sei.

In einem Briefwechsel mit Bürgermeister Weik wurde ich jedoch von höchster Stelle über den tatsächlichen Sachverhalt aufgeklärt.

 

Man hätte natürlich den kombinierten Rad- und Fußweg auch 50 bis 100 m kürzer bauen und damit die Überquerungshilfe so platzieren können, dass sie von den Bewohnern des Hauses Nr. 84 sinnvoll zu nutzen wäre.

Doch erstens darf man mit Steuermitteln nicht allzu sparsam umgehen, weil sonst der Haushaltsüberschuss ins Unermessliche anwachsen würde. Zweitens soll Wermelskirchen ein Radfahrerparadies werden und nicht etwa ein Fußgängerparadies. Sonst hätten wir ja schon längst in der Innenstadt eine Fußgängerzone.

Wie wär's übriges mal mit folgender Beschilderung für die Telegrafenstraße: Fußgängerstraße, Kfz frei ?!

Auch am anderen Ende der Stadt erwies sich Wermelskirchen als "Kleinstadt mit Herz" für Radfahrer.

In weit blickender Vorausschau wurde nämlich beim Bau der Umgehungsstraße eine Unterführung gebaut, die damals als "Wilddurchlass" bezeichnet wurde. Wie sich jetzt herausstellt, wurde diese Bezeichnung aber nur gewählt, um die damals mächtige Naturschutzlobby zufrieden zu stellen.

Im Zuge des zur Zeit diskutierten  Ausbaus der ehemaligen Bahntrasse zu einem Radweg kann man diese Brücke endlich  ihrer eigentlichen Bestimmung  als "Radfahrerdurchlass" zuführen.

Zwar würde der aus Richtung Burscheid kommende Radfahrer nicht in der Stadt sondern im Wald landen, aber da hätte er wenigstens viel frische Luft.

Auch im Vorort Lehn bewies man im Hinblick auf die künftige Nutzung der Bahntrasse Weitblick. Als man nach Stilllegung der Bahn die vormals vorhandene Brücke durch einen Damm ersetzte, vergaß man nicht den Einbau einer Tunnelröhre als Radlerdurchlass.
Der Durchmesser von ca. 1 m ist zwar für größere Fahrräder etwas knapp bemessen, jedoch bei abmontiertem Sattel und Lenker in jedem Falle hinreichend.
Warum man an der entsprechenden Stelle in Löh den Einbau einer Radwegpassage vergessen hat, war nicht mehr festzustellen.

Ob wohl der Vorrat an Betonringen für andere Zwecke aufgebraucht war...?