Anfang Juli 2009 schickte mir mein alter Klassenkamerad Jochen Faulenbach folgende E-Mail:

Hallo Bernd! 

Vor einigen Tagen legte ich auf meinem Rundgang durch unsere herrliche (!!!!) Stadt an der Redaktion des RGA in der Kölner Straße einen kurzen Halt ein, um einen Blick in die Tageszeitung zu werfen. (Ich beziehe das Konkurrenzblatt aus Düsseldorf) Hier fiel mein Blick auf Deinen Leserbrief. Später rief ich dann zuhause Deine Homepage auf und habe alle Einträge bez. Kuriositäten und Schildbürgerstreiche in WK gelesen. Ich glaube, ich habe in den letzten 20 Jahren nicht mehr so schallend gelacht wie an diesem Abend. Du hast mit Deinen Einträgen hundertprozentig den Nagel auf den Kopf getroffen. Was hier in dieser Stadt abgeht, das ist wirklich einmalig, man könnte stundenlang neue Kuriositäten dazu schreiben und wäre immer noch nicht am Ende.

Was ich bisher vermisse, ist eine von Dir verfasste Persiflage auf das absolute Highlight, was sich irgendwelche "Fachleute" ausgedacht haben: Hast Du Dir mal den "Kreisverkehr in Sonderbauform" an der Kreuzung Remscheider-/Thomas-Mann-/Telegrafenstraße angesehen? Abgesehen davon, daß diese Form eines Kreisverkehrs wohl einmalig ist, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, versuche doch mal bitte die Anzahl der Verkehrszeichen einschl. aller Zusatzzeichen und der dazu platzierten Masten genau festzustellen. Trotz mehrfacher Versuche ist es mir bisher nicht gelungen, die genaue Anzahl aller Zeichen zu ermitteln. Mal kam ich auf 38 Verkehrszeichen, dann auf 42, ein anderes Mal auf 39 und dann entdeckte ich noch das eine oder andere Zeichen. Also, wenn man aus der Taubengasse nach rechts in Richtung Bügeleisen fährt und will in die Telegrafenstraße (oder in den Brückenweg) fahren, muss der Autofahrer seinen Gehirnscanner einschalten, um alle für ihn relevanten Zeichen zu registrieren, zu bearbeiten, zu verinnerlichen und sein Verhalten entsprechend auszurichten. Immer wieder wird gefordert: Stellt nicht so viele Verkehrszeichen auf, rodet den Schilderwald, die Autofahrer sind doch nicht blöd, und hier geht man genau den entgegengesetzten Weg. Hinzu kommt, daß man hier ein Verkehrszeichen kreiert hat, das ich bisher in der Anlage zur StVO nicht gefunden habe: Das Gebotszeichen rund, blau, mit einem doppelt gekröpften Pfeil, soll wohl heißen: erst musst du rechts abbiegen und dann wieder links. Dann taucht ein Zeichen auf: Vorgeschriebene Fahrtrichtung rechts abbiegen. Für den, der von der Remscheider Straße kommt und in die Obere Remscheider Straße will, ist die Konfusion doch komplett: Warum soll ich geradeaus in die Telegrafenstraße fahren, wenn man mir erlaubt, den "Kreis" erst an der nächsten Ausfahrt zu verlassen. Oder einmal durch den "Kreis" und dann in die Thomas-Mann-Straße. Hier wurden Steuergelder verpulvert für eine Lachnummer ohnegleichen.

Möchte auch gern wissen, wie Du über die Neugestaltung des Schwanenplatzes denkst. Ich denke, die Millionen wären anderswo besser angelegt worden. Zum Beispiel in der Gehwegpflasterung in den umgebauten Abschnitten. Meine Frau geht jeden Morgen zu Fuß vom Brückenweg (Von der Friedenstraße aus) über den Rathausplatz, zur Post und dann weiter die Eich runter bis zum unteren Ende des Schwaner Knapps. Als der Umbau der oberen Eich anstand, sagte sie zu mir: Hoffentlich bauen die nicht das gleiche Scheißpflaster ein wie auf der Telegrafenstraße. Durch die breiten Fugen hat sie sich bereits drei Paar Schuhe ramponiert, mehrfach ist ihr ein Fuß umgeknickt, und ihre Fußsohlen schmerzen so stark durch die buckelige, unebene Oberfläche, daß sie manchmal keinen Schritt mehr gehen kann. Abhilfe könnte ein anderes Schuhwerk bringen, aber sie kann doch jetzt keine Winterstiefel tragen. Würde man sich an die Stadt wenden, bekäme man vermutlich zu hören: Kaufen Sie sich ein paar andere Schuhe oder fahren sie mit dem Fahrrad. Das wäre wieder mal ein Ausdruck von Missachtung des Bürgerwillens, der Selbstbeweihräucherung und Selbstherrlichkeit, womit wir wieder bei einem Dir bekannten Thema wären: Parkraumbewirtschaftung:

Beschwerde über die Aktivitäten der Hyänen, sprich Politessen: Ich habe es selbst mehrfach beobachtet, daß die in Geschäftseingängen standen und sich sofort, nachdem der Fahrer ausgestiegen war, auf das Auto stürzten. Die Knolle war schneller am Auto befestigt, als der Autofahrer vom Parkscheinautomaten zurück war. O-Ton von der Stadt: Das ist nicht wahr, dann wurde der Parkschein erst gezogen, als das Knöllchen entdeckt wurde. In 20 Sekunden (!!) kann jeder einen Parkschein gezogen und in seinem Auto ausgelegt haben. Ich hab's mal probiert. Dazu müsste man im Sprint zum Automaten rennen, denn das Ausdrucken dauert allein 5 Sekunden, und dann wieder zurück rennen. Wenn noch ein oder zwei weitere Fahrer/innen dort anstehen, kann's dauern.

Thema Parkplätze in der Innenstadt. Kölner Straße: Beschwerde über zu wenig Parkplätze. Antwort: Was wollen die Leute denn, wir haben 14 Parkplätze geschaffen. Es wurde verschwiegen, daß etwa 20- 25 Plätze auf der linken Seite weggefallen sind. Man kann sich über diese Arroganz nicht nur ärgern, sondern sich auch die letzten Haare ausraufen. Dass es ein Erfordernis für mehr Parkplätze gibt, kann man täglich in der Kölner und Telegrafenstraße beobachten, wenn Fahrzeuge auf der linken Seite abgestellt sind. Das ging früher doch. Und warum musste die Kölner Straße einspurig ausgebaut werden? Hält der Linienbus, ist kein Durchkommen mehr. Ist gar die Müllabfuhr unterwegs, heißt es, sich in Geduld zu üben. Ich bin zum Glück nicht davon betroffen, kenne aber jemanden, der Montags von Glück sagen kann, wenn er vor dem Müllwagen in der Kölner Straße ist.

So Bernd, das wär's mal erst. Ich wusste gar nicht, dass Du noch hier wohnst. Und ehrlich, so eine nassforsche, hämische Ausdrucksweise (Stichwort: Sesselfurzer) hätte ich Dir niemals zugetraut, aber Du liegst voll richtig, ganz nach meinem Geschmack.  Mach weiter so, ich schlage Deine Homepage des Öfteren in Zukunft auf, um mal wieder herzhaft zu lachen. Und ich bin mal gespannt, ob Du mir auf meine Ausführungen antwortest. Sei gegrüßt.

Jochen Faulenbach